Mein Traum war es schon mit 15, irgendwann meine eigene Nachhilfeschule zu gründen; damals hab ich schon begonnen, Stunden zu geben.
Mir hat es total Spaß gemacht und ich hab selber enorm davon profitiert.
Was mir besonders wichtig ist, ist das Zwischenmenschliche, der Respekt, den ich gebe und auch erhalte. Weiters ist Humor ein sehr bedeutender Faktor für den "Spaß" am Lernen, den die Kinder und Jugendlichen in der Schule ja viel zu selten vermittelt bekommen.
Sie sollen sich wohlfühlen, gerne zu den Stunden kommen und auf keinen Fall Angst verspüren. Viele Kinder können sich angstfreies lernen gar nicht vorstellen, daher sind sie wirklich überrascht, dass es das wirklich gibt. Wenn sie einfach etwas erzählen wollen oder auch über andere Erfolge oder auch Probleme berichten wollen, geben wir ihnen den Raum und die Zeit. Druck wird absolut nicht ausgeübt.
Ganz viele von unseren kleinen und großen KlientInnen kommen sehr gerne. Da hab ich ein so schönes Beispiel aus dem letzten Semester: ein Bub aus Steinach, der eigentlich ein wirklich guter Schüler ist, hatte Probleme in Mathe. Er war dann einmal in der Woche bei mir und hat zwei supergute Mathe-Schularbeiten geschrieben. Nach der letzten Stunde hat er seine Mama angerufen und gefragt, ob er gleich zur Bank gehen kann und noch einen Zehnerblock kaufen. Sie hat aber gemeint, dass eh alles erledigt war und dass er jetzt keinen mehr braucht. Er hat aufgelegt, mich angeschaut und gesagt: "Jetzt bin ich aber schon beleidigt mit der Mama, ich wollte schon noch ein paar Mal kommen."
Sooo nett, das sind die Freuden, die einen dieser Beruf bringt. Mit einem 16-jährigen Schüler geh ich ab und zu Moped fahren und etwas essen, bei zwei ehemaligen Schülerinnen war ich heuer zu ihren Hochzeiten eingeladen, von zwei anderen Mädels bin ich schon vor vielen Jahren die Firmpatin geworden.
Von den Schülerinnen und Studentinnen, die bei mir Stunden geben, erwarte ich mir auch eine sehr liebe, respektvolle Haltung den Kindern gegenüber. Wieder profitieren beide Seiten. Meine Helferinnen lernen so viel dazu, finden Methoden der Vermittlung heraus, zeigen den Kindern "Tricks" und bekommen sehr viel positives Feedback.
Sie erkennen ihre Stärken und Schwächen und haben mich immer als Ansprechpartnerin. Ich selber habe in der Schule Mathe gehasst und nicht verstanden, inzwischen ist das eines meiner Lieblingsfächer und ich gebe mit Begeisterung auch sehr viele Mathe-Stunden. Derzeit habe ich sogar einen Online-Schüler aus Oberösterreich.
Viele Kinder kommen auch nach der Schulzeit auf einen Besuch bei uns vorbei, und ich bin tatsächlich die beste Freundin einer 18-Jährigen, die inzwischen ihre Lehre abgeschlossen hat.
Wenn ich so nachdenke, könnte ich so viele berührende Geschichten aus den vergangenen Jahrzehnten erzählen...... Und meine Helferinnen sind auch glücklich mit ihrer Arbeit, die immer wieder auf beiden Seiten wunderbare Erfolgserlebnisse bringt. Und Spaß natürlich auch.
Liebe Grüße Sylvia
